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Die Inselbewohner und ihre Abneigung gegen den Brückenbau
Kunstvermittlung: Krücke oder Brücke?
Die Inselbewohner
Der Kunsthistoriker
Er liebt die Kunst und beschäftigt sich mit ihr meist aus der Ferne oder zeitlichen Distanz. Er hat eine zentrale Position, doch trifft er die Kunst selten den Künstler nie. Er sucht nach der Kunst die ihn subjektiv interessiert und auf seiner Wissensschiene aufbaut. Über seine wertende Funktion hinaus greift er nicht nur in den Kunstbetrieb mit ein, sonder wird gar zu wichtigem Akteur durch die Entdeckung und Wiederentdeckung von künstlerischen Positionen und Werken die ohne die Historiker keine Präsenz in der Welt hätten. Besonders bekannte Bsp sind Vermeer und Georges de la Tour, die massgeblich die zeitgenössische Kunstszene beinflussen.
Die Kunstkritiker
Sie lieben die Kunst schon ein bisschen weniger rückhaltlos. Sie sind auf der Suche nach dem Neuen, dem Aussergewöhnlichen. Sie wollen die zeitgenössische Szene massgeblich verändern. Das Problem ihrer subjektiven Interpretation lässt sich nur durch Vielfältigkeit abschwächen. Sie prägen die Szene, die Ausstellungskultur, die Rezeption und leider auch sehr die Kunstproduktion, sprich den Künstler. Doch wer, den er traut sich wertend in den Dschungel der zeitgenössischen Kunstszene.
Der Künstler
Im Idealfall beseelt oder besessen von seiner Idee der Welt. Doch meistens in direkter Abhängigkeit zum Kritiker, den nur durch ihn bekommt er die Resonanz die er braucht – obgleich er meist dies verneint. Er schafft die Kunst, was interessieren ihn die Kritiker, oder gar das Publikum. Das sei doch mit der Kunst nicht zu vereinbaren. Im Sinne Baudelaire’s sucht er nach dem absolut Zeitgenössischen, er will sein Ausdruck seiner Zeit. Ja oder er sucht nicht und schafft- meist dann außerhalb des Rampenlichts- oder er findet...
So wie der Künstler die Kunstkritiker angeblich nicht hören, nicht sehen... lassen wir dass, so will auch der Kunsthistoriker-Kritiker oft nicht hören was der Künstler zu sagen hat. Beide bauen ihre Welten auf- unabhängig von einander- nur verbunden durch das im Raum befindliche Kunstobjekt. Glücklicherweise gib es dass ja noch. Doch die Menschen, sie treffen sich nicht.
Die Kunstvermittler
Wie schon ihr Name sagt, sollen sie vermitteln. Was? Na, Kunst eben. Doch was ist das? Fragen jene denen es etwas zu vermitteln gilt. Jene, das Publikum, die Welt ausserhalb der Kunstszene hat viele Fragen, viel Neugier, viel Interesse. Doch es wird mit Verachtung diskreditiert. Wenn sie es nicht verstehen sollen sie halt anfangen nachzudenken. Wir brauchen keine Kunstvermittler, das Werk sagt alles was ich zu sagen habe, kommentiert der Künstler und weist die Vermittlung kategorisch ab. Vielleicht hat er recht, wenn sein Werk für sich alleine sprechen könnte brauchten wir keine Kunstvermittler. Doch liegt es nun an der Kunst, dem Künstler oder dem Publikum das ein völliges Unverständnis der zeitgenössischen Kunst gegenüber die Welt bestimmt. Elfeinbeinturmbewohner, sagen die Einen. Die sollen sich mal anstrengen und nicht alles vorgekaut serviert bekommen, sagen die Anderen.
Das Publikum, es darf keine dummen Fragen stellen, - wieso ist das eigentlich Kunst o.ä. und sie werden eingeschüchtert durch jene die den Kunstbetrieb bestimmen: die Kunst und der Vermittler.
Wer ist der Vermittler? Meist Kunsthistoriker, manchemal Künstler, leider fast nie beides. Wie soll er dann etwas vermittlen was er kaum kennen kann, oder wenn dann nur von der eine Perspekive aus, der einen Insel eben.
Hier das Dilema der zeitgenössischen Kunstszene. Publikum, Kritiker und Künstler, sie alle leben auf einer Insel, abgetrennt vom anderen. Manchmal wollen sie von einer zur anderen, und suchen eine Brücke, dann wenden sie sich an den Inselbewohner, der schon mal drüben war.
Gespieltes Intersse, des Künstler’s am Publikum? Des Publikum’s an Kunst? Des Kritiker’s am Künstler?
Doch letztlich geht es doch um die Kunst. Ein bischen Idealismus, bitte. Lassen wir uns doch mal frei von Insel bewegen und diesen Austausch etwas dynamischer gestalten. Oder glauben wir letztlich nicht mehr an die Kunst? Wenn dies so sei, dann lassen wir doch die vorgetäuschte Wichtigkeit, das Besondere um uns herum aufzubauen. Oder wir stehen wieder dazu: zur Kunst an und für sich.
Berlin im Winter 2002
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