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Serie Cascade
Das 21. Jahrhundert wird geistig sein, oder es wird nicht sein.
André Malraux
Dieser Satz, getroffen in der Mitte des 20. Jahrhunderts von André Malraux, Schriftsteller, Revolutionar, Kunstkritiker und damaliger Kultusminister Frankreichs, wurde Ausgangsbasis der Serie Cascades. Was versteht ein Agnostiker unter geistig ? Wie können wir heute, im 21. Jahrhundert, mitwirken, das es sein wird? Diese Fragestelllung war Ausgangsbasis fur meine künstlerische Arbeit. Mit Malraux Diktum, aus der humanistischen Tradition Paul Klee's und Wassiliy Kandinsky's kommend und die plastische Tradition von Mark Rothko fortführend, entwickelte sich die Serie Cascades.
Das Ziel dieser Serie ist es eine optische Erfahrung dieser Aussage und ihrer positiven Konsequenz zu ermöglichen. Meine Suche brachte mich 1993 zu dem Prinzip der Metamorphose, der ewigen Veränderung . Durch eine vertikale Konituität, ein simultan Fortführen der Farbbewegungen nach Oben und Unten beginnt die einzelne Farbe zu oscillieren. Die Suche nach einer Bewegung, die gleichzeitig das sowohl nach oben Fortführende ansprich, als auch das nach unten Fliesende, wurde zum Grundthema der Serie. Die Bilder spiegeln den stehenden Menschen. Die Farben erleichtern eine intuitive Annäherung an jene "Ausschnitte" und sind jeweils in einem Farbwert gehalten.
Der Titel der Serie ist eine Widmung an André Malraux. Dieser hatte fast zwanzig Jahre zuvor eine innerliche Klärung fur seine lebenslange Suche nach dem Sinn des Daseins erfahren. 1974 vor dem Wasserfall Nachi auf der Halbinsel Ki in Japan erkannte Malraux in dem herabfallenden Wasser eine simultane Auf,-und Abwärts Bewegung. Diese Erfahrung erlaubte ihm die im Klarheit das Paradox des Lebens zu "verstehen". Jene gleichzeitige Auf-und Abwärtsbewegung hatte ich in meinen Bildern wiedergegegeben ohne von Malraux' Erlebnis in Japan Kenntnis zu haben. Als ich erfuhr, dass Malraux seine innerliche Klärung mit identischem Bild beschrieb, dass wir sozusagen unabhängig auf gleichen Ausdruck des Unsichtbaren gestossen waren, benannte ich das Bild, an dem ich gerade arbeitete, Cascade de Nachi , und im Folgenden die Serie Cascades. Obgleich wissend, dass die Referenz einer existierenden Realität , meinen Betrachtern eine Richtung aufzeigt, empfinde ich die Namensgebung der Serie als durchaus dem Impuls entsprechend.
Die Serie setzt sich bis heute fort. Immer wieder tauchen auch andere Motive auf, doch der Impuls, eine Erfahrung der simultanen Auf,-und Abwärtsbewegung, ein Moment der gleichzeitigen Bewegung und des Stillstands hervorzubringen, eine sich vor dem Betrachter ereignende Metamorphose ist ohne Raum und Zeit. Und doch verankert gerade dieser Moment, den Betrachter dans un present éternel, in der fortwährenden Gegenwart.
Signe (Dessins) ist eine Serie die sich aus Cascades entwickelt, die Farbe tritt zurück, um den Vordergrund dem Linienfluss zu überlassen.
Die Formate sind teils recht groß. Sie wollen dem Menschen erlauben, ganz von dieser Bewegung aufgenommen zu werden. Stehend den ganzen Meschen aufzunehmen. Die kleineren Fromate tauchen dann immer in Serie auf. Jedes Bild stellt einen visuellen Ausschnitt da, von einer sich ständig ereignenden fließenden Bewegung.
Mai 1998, erweitert August 2004 |